Open Space Technology
Open Space ist eine tausendfach bewährte Methode für Meetings, Workshops, Tagungen oder Konferenzen.
Eine Tagung oder ein Workshop mit der Methode Open-Space gelingt immer - sofern einige wichtige Rahmenbedingungen eingehalten werden - und bringt unter anderem ...
- unerwartete und innovative Lösungen
- Erfahrungsaustausch und voneinander Lernen
- konkrete Initiativen oder Projekte
- Spirit und Aufbruchsstimmung
- Gemeinschaftsgeist über jegliche Grenzen hinweg
Open Space wird immer zu einem konkreten Leit-Thema durchgeführt (vgl. Beispiele). Innerhalb dieses Rahmens existiert ein “open space”, in dem die Teilnehmenden ihre eigenen Themen und Anliegen rund um das Leit-Thema einbringen.
Open Space kann konkrete Handlung initiieren (Vorhaben, Initiativen, Maßnahmen) oder zu reinem Erfahrungsaustausch dienen.
Ablauf von Open-Space
Eine Tagung mit der Methode Open Space kann zwischen einem halben und drei Tagen dauern, je nachdem, was beabsichtigt ist und wie viel Zeit zur Verfügung steht.
Eine typische Open Space Tagung mit Handlungsplanung verläuft in drei Phasen:
Entstehen der Agenda - Kleingruppen - Handlungsplanung
Phase 1 - Entstehen der Agenda
Nach dem Vorstellen der Open Space Prinzipien durch den Facilitator bringen die Teilnehmer ihre Themen für die Workshops ein. Das sind Themen, die ihnen am Herzen liegen, die sie bewegen, die sie mit anderen bearbeiten wollen und für die sie auch Verantwortung übernehmen möchten. Auf diese Weise entsteht eine lebendige, vielschichtige Agenda, die genau den Interessen der Teilnehmer entspricht.
Phase 2 - Kleingrupen
Nachdem die Agenda steht, finden viele parallele und aufeinander folgende Workshops statt, die in der Regel 75 bis 90 Minuten dauern und zu denen sich kleine Gruppen unterschiedlicher Grüße - mal 7, mal 12, mal 20 Teilnehmer - zusammenfinden. Derjenige, der das Thema eingebracht hat, übernimmt meistens die Moderation der Gruppe und hält Ergebnisse fest.
Für diese Phase gilt das „Prinzip der zwei Füße“: jeder wählt selbst, an welchen Workshops er teilnimmt und wie lange. Deshalb ist Wechsel zwischen Workshops nicht nur möglich sondern ausdrücklich gestattet.
Das Ganze ist immer sehr lebendig und man spürt das Engagement und die Freude der Teilnehmer, an Themen zu arbeiten, die sie wirklich interessieren.
Die wichtigsten Ergebnisse aller Workshop werden von den Themengebern in kurzer Form dokumentiert, laufend veröffentlicht und am Ende der Workshopphase für alle vervielfältigt.
Phase 3 - Handlungsplanung
Die Dokumentation der Workshops wird von allen gemeinsam gesichtet, reflektiert und die wichtigsten Themen, Ideen und Ziele herauskristallisiert.
Wiederum in Freiwilligengruppen werden anschließend nächste Schritte besprochen, Vorhaben oder Projekte initiiert und organisiert.
(Diese Phase entfällt, wenn ein reiner Erfahrungsaustausch beabsichtigt ist.)
Folgetreffen
Etwa 8-12 Wochen nach dem Open Space Meeting findet ein Folgetreffen statt, sofern eine Handlungsplanung erfolgt ist. Darin berichten die Gruppen über den Stand ihrer Arbeiten, tauschen Ergebnisse und Erkenntnisse aus und verabreden das weitere Vorgehen.
Eignung von Open-Space
Open-Space eignet sich für große Gruppen zwischen 25 und mehreren Hundert Teilnehmern und lässt sich für ganz unterschiedliche Anlässe einsetzen:
- vielschichtiger Austausch zu einem Thema, das Menschen bewegt
- Initiieren und Strukturieren von Projekten oder Vorhaben
- Arbeit an Führungskultur und Zusammenarbeit
- schnell Lösungen für ungelöste Probleme finden und deren Umsetzung einleiten
- konkrete Vorhaben für Gemeinde, Stadt, Quartier oder Region initiieren
- Organisationen, Unternehmen oder Einrichtungen sowie Gemeinwesen oder Gemeinschaften weiter entwickeln
- konkrete und tragfähige Handlungsschritte einleiten
In seiner reinen Form funktioniert Open Space immer, wenn einige wenige Grundbedingungen eingehalten werden. Die wichtigsten sind, dass Handlungsbedarf besteht, dass die Teilnehmer Leidenschaft für das Thema mitbringen und sie freiwillig kommen.
Beispiele für Open-Space
Weltweit wurden sicherlich schon mehrere Tausend erfolgreiche Open-Space Konferenzen, Tagungen und Meetings durchgeführt. Hier einige Einsatzbeispiele, die von uns gestaltet und geleitet wurden:
- Kommunale Gesundheitskonferenz Heidelberg
- Internationale Konferenz zu Lage der Roma im Donauraum
- Bürgerenergiewende im Landkreis Neustadt a.d. Aisch / Bad Windsheim
- Jahrestreffen des Deutschen Kinderhospizvereins
- Vernetzungstreffen aller Trainees eines DAX-Konzerns
- Jahrestagung interner Auditoren bei der Deutschen Bahn
- Jahrestagung des Tiroler Landesverbandes für Psychotherapie
Die Entstehung von Open-Space
Harrison Owen organisierte und moderierte im Jahr 1983 eine internationale Konferenz mit 250 Teilnehmern. Die Planungen dafür dauerten über ein Jahr und der Aufwand dafür, sowie für die Vorbereitungen war enorm. Es ging darum, die passenden Themen, Vorträge, Redner, Informationsblätter und Teilnehmer zu finden und alles bis ins kleinste Detail zu organisieren und vorzubereiten. Es gab Vorträge, Diskussionsrunden, Handouts, Podiumsdiskussionen, etc.
Doch die Konferenz kam bei den Teilnehmern nicht besonders gut an, obwohl sie eigentlich recht gelungen schien. Harrison Owen beschloss, so etwas nie wieder zu machen.
Bestärkt wurde er in diesem Entschluss am Ende der Konferenz, als alle Beteiligten, er eingeschlossen, zu der Erkenntnis kamen, dass der beste und wirklich nützliche Teil der Konferenz, aus den Kaffeepausen bestand, also dem Teil, mit der er als Organisator nicht das geringste zu tun gehabt hatte.
So fragte sich Harrison Owen, ob man die Synergie und Begeisterung einer guten Kaffeepause mit der Aktivität und den Ergebnissen eines guten Meetings verbinden konnte. Dabei ließ er sich von einfachen Prinzipien der Kommunikation und Organisation leiten. Das Ergebnis heißt Open Space Technology.
Harrison Owen
Harrison Owen, geboren 1935, ist Präsident der H.H.Owen and Co. Sein akademischer Hintergrund sowie seine Fortbildungen waren auf die Natur und auf die Funktion von Mythen und Ritualen gerichtet.
Harrison Owen hat schon früh, genauer gesagt Anfang der Sechziger Jahre, mit Selbstorganisation experimentiert. Erste Schritte dazu unternahm er, als es um die Ausbildung freiwilliger Entwicklungshelfer ging, die später für 2 Jahre als Grundschullehrer in Liberia arbeiten sollten. Da die Verantwortlichen die Vorbereitungen für die Schulung der Freiwilligen versäumt hatte, musste sich Harrison Owen, der damals als Associate Director des United State Peace Corps in Liberia war, etwas einfallen lassen.
Da eine eingehende Vorbereitung der Schulung unmöglich war, entschied er sich, sie weitgehend auf Selbstorganisation basieren zu lassen, da er glaubte, die größte Ressource seien die Freiwilligen selbst. Die Schulung wurde ein voller Erfolg: die Eingewöhnungszeit der Freiwilligen war kürzer und die Abbrechrate geringer als zuvor. Mehr darüber ist in Harrison Owens Buch “Raum für den Frieden” zu lesen.
In den Jahren danach arbeitete er mit ganz verschiedenen Organisationen. Darunter waren u.a. kleine Dörfer in Westafrika, städtische Kommunen und Einrichtungen sowie Einrichtungen und Programme im Gesundheitswesen.
Bei dieser Arbeit entdeckte er die Bedeutung von Mythen und Ritualen in Organisationen und wie er das, was er darüber wusste, anwenden konnte.
1977 gründete Harrison Owen die H.H.Owen and Co., um die Kultur von Organisationen während seiner Beratung in Transformationsprozessen praktisch und theoretisch zu erkunden.
Harrison Owen veranstaltete das erste Symposium zum Thema Organisationstransformation und entwickelte die Methode Open Space Technology.
Seither ist Harrison Owen weltweit tätig, um Organisationen und Unternehmen mit Hilfe der Open Space Technology in Transformationsprozessen zu begleiten.
Literatur zu Open-Space
Bücher
Open Space Technology - Ein Leitfaden für die Praxis Harrison Owen - Klett-Cotta - ISBN 3-608-94011-1
Open Space - Effektiv arbeiten mit großen Gruppen Carole Maleh - Beltz Weiterbildung - ISBN 3-407-36363-X
Die Erweiterung des Möglichen - Die Entdeckung von Open Space, Harrison Owen - Klett-Cotta - 978-3791030302
Artikel
Open the Space! - Die Alternative zum Meistern großer Herausforderungen, Axel Flinker und Anne-Kathrin Schalhorn
Let's Meet in Open Space! - Die Story von Kaffeepausen, chaotischen Attraktoren und Organisations-Transformation Catrina Petri - in Organisationsentwicklung 2/1996
Open Space und Organisation - Von Dilemmata und den Übergängen zum polyvalenten Raum; Erich Kolenaty, Susanne Weber - in Organisationsentwickung 2/2003
Mit der Konferenzmethode Open Space zu neuen Ideen Matthias zur Bonsen - in Harvard Business manager 3/98
Wundertüte Open Space Matthias zur Bonsen - in Management & Training, Juni 2000
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