zwecklos?

Zwecklos?

Eine Organisation oder ein Vorhaben kann „zwecklos“ werden. Ihr Zweck oder Sinn kann vergessen oder überlagert werden.

Die essentielle Frage ist also: was ist der Zweck des gemeinsamen Wirkens? Was ist der höhere oder tiefere Sinn der Organisation, des Bereiches, der Gemeinschaft oder des Projektes? Warum gibt es uns? Welchen Unterschied machen wir? Was wäre, wenn es uns nicht gäbe?

Die Solarworld AG z.B. hatte für sich einmal formuliert: „Wir arbeiten dafür, … allen Menschen die dezentrale Nutzung von Solarenergie und damit die Chance zur nachhaltigen Entwicklung zu ermöglichen.“

Beim Deutschen Kinderhospizverein e.V. ist in der Satzung zu lesen: „Zweck des Vereins ist die Begleitung und Unterstützung von lebensverkürzend erkrankten Kindern und ihren Familien sowie die Förderung von Kinderhospizarbeit bundesweit.“

Der ursprüngliche Zweck wird vergessen

In vielen Organisationen, Gemeinschaften, ja sogar Projekten oder Initiativen, gerät dieser Zweck, der in aller Regel anfangs vorhanden ist, mit der Zeit in Vergessenheit oder wird von Anderem überlagert. Die Organisation beginnt, sich mit sich selbst zu beschäftigen - mit Strukturen, mit Regeln, mit Abgrenzung von Bereichen, mit Profit, mit Macht, mit Außenwirkung, mit dem Wettbewerb und mit Selbsterhalt. Es ist ein Vorgang, der offenbar schleichend beginnt, wenn man ihm nicht aktiv entgegen wirkt.

Eine Organisation oder ein Vorhaben kann dann tatsächlich „zwecklos“ werden. Viele Menschen können dies intuitiv wahrnehmen und beginnen zu zweifeln und zu zögern, sind nicht mehr inspiriert und engagieren sich nicht mehr. Schon beim Aussprechen oder Denken des Wortes „zwecklos“ kann man die Stimmung spüren, die dann viele Menschen erfasst.

Nur 14 Prozent engagiert

In fast allen Entwicklungsvorhaben von Organisationen, die wir begleiten, taucht die Frage nach dem Zweck schon bei den ersten Workshops mit Mitarbeitern und Führungskräften auf. "Warum gibt es uns?", fragen Sie. "Was ist der wesentliche Zweck unseres Tuns?".

Die jüngste Gallup-Studie führt aus, dass nur noch 14 Prozent aller Mitarbeiter in Deutschland emotional an die Organisation gebunden seien und sich gerne und aus freien Stücken für deren Ziele einsetzten. Fast ein Viertel habe bereits innerlich gekündigt. Der Rest mache Dienst nach Vorschrift. Erschreckend, oder?

Besonders Junge wollen Sinn

Könnte es einen Zusammenhang geben? Sicher spielt Vieles mit hinein, ob Mitarbeiter oder Mitglieder engagiert sind oder nicht. Viele Menschen scheinen jedoch einen echten Sinn in ihrer Tätigkeit suchen, etwas, wofür es sich lohnt zu arbeiten, sich einzusetzen und alles zugeben. Insbesondere bei jungen Menschen ist zu beobachten, dass sie immer weniger bereit sind, sinn- oder zwecklose Jobs anzunehmen.

Es braucht deshalb eine Rückbesinnung auf den ursprünglichen Zweck oder das Finden eines neuen und inspirierenden, für den es sich lohnt, seine ganze Kraft einzusetzen. Das Ziel, der Beste oder Größte zu sein oder zu werden, mag sich eine Zeit lang als Inspiration für die Mitarbeiter erweisen. Doch manches Unternehmen hat schon erleben müssen, dass diese Dynamik nicht von Dauer ist. "Wir wollen de Nummer 1 sein in unserer Branche!" kann schnell schal werden.

Den Zweck entfesseln

Menschen sind viel mutiger und kraftvoller, wenn sie das Gefühl haben, einem höheren menschlichen Ziel und Zweck zu dienen. Sie können dann sogar über sich selbst hinauswachsen. Ein Australisches Energieunternehmen entschied deshalb einmal, nur noch Dinge zu tun, auf die sie wirklich stolz sein könnten und die wirklich die Vorstellungskraft der Belegschaft fesseln würden.

Mit den Mitarbeitern oder Mitgliedern über den Zweck in einen offenen Dialog zu treten ist ein erster, aber essentieller Schritt. Was ist unser Zweck? Haben oder hatten wir einen? Wie könnte er jetzt lauten? Welcher würde uns wirklich inspirieren?

Großgruppenworkshops mit einem offenen Dialog über Bereichs- und Hierarchiegrenzen hinweg können hier viel bewegen. Sie schaffen einen Rahmen, in dem man sich auf das zurückbesinnt, was einen ursprünglich zusammengebracht hat oder ein neuer, Sinn gebender Anker wird gefunden. Die gemeinsame Motivation und der Zusammenhalt über fiktive Barrieren hinweg wird wieder spürbar und das Handeln bekommt wieder ein gemeinsames Fundament.

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